Das Augsburger Verlagshaus Klauber

Geschäftsmodell und Produktspektrum im 18. Jahrhundert

Vortrag von Prof. Dr. Sibylle Appuhn-Radtke (Augsburg)

 

24. Oktober 2024, 18:30 Uhr
in der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg,
Schillstraße 94, 86169 Augsburg
(Achtung: Interimsquartier!)

Um die Mitte des 18. Jahrhunderts erreichte die Bedeutung Augsburgs als Drehscheibe der druckgrafischen Bildproduktion einen Höhepunkt. An dieser Erfolgsgeschichte war wesentlich das Verlagshaus Klauber beteiligt.
Zwei als Kupferstecher ausgebildete Brüder, Joseph Sebastian (1710 –1768) und Johann Baptist Klauber (1712 –1787), betrieben ab 1740 eine Firma, die ganz Europa mit grafischen Bildern versorgte. Besonders
geschätzt waren kleine Andachtsbilder, Bildserien und illustrierte Bücher, außerdem große Einblattdrucke wie Thesenblätter und Wandkalender. Die Produktion zeichnet sich durch feinlinige Qualitäten und einfallsreiche Kompositionen aus, für die Maler und gelehrte Berater tätig waren. Manche der Grafiken dienten auch außerhalb von Europa als Vorlagen für Gemälde und andere figurale Kunstwerke. Wie ein erhaltener Versandkatalog mit Bildthemen, Formaten und Preisen belegt, war der Verlag zugleich ein Vorläufer des heutigen Online-Handels.
Der Vortrag wird eine repräsentative Auswahl von Klauber’schen Produkten zeigen und eine diesjährige Schenkung der „Initiative Staats- und Stadtbibliothek Augburg e. V.“, die vierbändige „Pinacotheca Mariana“ (1760), vorführen. Abschließend wird die Frage behandelt, welche sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen entscheidend für den großen Erfolg der Brüder waren: Hatten sie in der Augsburger Verlagslandschaft ein Alleinstellungsmerkmal?

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Einladung / Information zum Herunterladen (PDF)

Noch mehr Bücher für die Staats- und Stadtbibliothek Augsburg
Förderverein übergibt erneut namhafte Bücherspende

Pressemitteilung der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg
Augsburg, 17. Juli 2024

Wie schon mehrfach seit ihrer Gründung im Jahr 2010 übergab die ‚Initiative Staats- und Stadtbibliothek Augsburg e. V.‘ anlässlich ihrer Mitgliederversammlung wieder rund 50 von ihr erworbene Bücher und Grafikblätter an den Bibliotheksleiter Dr. Karl-Georg Pfändtner zur Ergänzung der Bestände der Bibliothek.
Zu den bemerkenswertesten Erwerbungen, die diesmal übergeben werden konnten, gehört, wie der Erste Vorsitzende Dr. Helmut Zäh erläuterte, die vierbändige Pinacotheca Mariana oder Marianischer Bilder-Saal, die zu jedem Tag des Jahres einen kunstvoll ausgeführten Kupferstich mit einer Heiligendarstellung enthält. Das 1760 in dem berühmten Augsburger Kunstverlag der Gebrüder Klauber erschienene Werk ist so selten, dass die Kunstgeschichte bislang so gut wie keine Notiz davon nahm. Die Darstellung zum 4. Juli, dem Fest des hl. Ulrich, wird in keiner der vielen Publikationen über den Augsburger Stadtpatron erwähnt.
Nicht weniger bedeutend ist ein Neuzugang für die bereits beachtliche Sammlung der Bibliothek an Silbereinbänden. Der von der ‚Initiative‘ erworbene Einband enthält zwei zusammengebundene, 1802 in Augsburg bzw. 1803 in München gedruckte Gebetbücher und wurde um 1805 im süddeutschen Raum, wohl in Augsburg oder München, angefertigt. Aufgrund seiner zahlreichen Gold- und Silberschmiede war Augsburg ein Zentrum für die Herstellung solcher repräsentativer Einbände, die nahezu ausschließlich für Gebet- und Messbücher verwendet wurden.
Angesichts der Flut an katholischer Erbauungsliteratur, die im 19. Jahrhundert die Buchproduktion in Augsburg dominierte, überrascht es ein wenig, dass in dem aufgeklärten protestantischen Verlag Jenisch & Stage ein Eheratgeber erschien, der explizit auch Fragen der Sexualität behandelt. Der Verfasser wollte sich jedoch nicht zu erkennen geben und verbarg sich hinter einem Pseudonym (Robert Hymenophilos), das bis heute nicht aufgelöst werden konnte. Die Nachfrage nach dem Büchlein scheint recht groß gewesen zu sein, da es innerhalb weniger Jahre dreimal aufgelegt wurde. Mit der jetzt von der ‚Initiative‘ übergebenen ersten Auflage von 1842 besitzt die Staats- und Stadtbibliothek Augsburg als einzige Bibliothek überhaupt alle drei Auflagen.
Der Verlag Jenisch & Stage brachte eine große Anzahl populärwissenschaftlicher Werke zu naturkundlichen Themen heraus, die nicht alle im Bestand der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg vorhanden sind. Durch die von der ‚Initiative‘ erworbenen Unterhaltungen aus der Naturgeschichte für Knaben und Mädchen (1841), verfasst von dem „Oberleiter der drei Kleinkinderbewahranstalten Augsburgs“ Johann Georg Wirth (1807 – 1851), und das Allgemeine praktische Handbuch der gesammten Gärtnerei (1839) aus der Feder des literarisch ungemein produktiven fränkischen Gutsbesitzers Jakob Ernst von Reider (1784 – 1853) konnten nun zwei dieser Lücken geschlossen werden.
Besonderes Interesse bei den Anwesenden bei der Übergabe der Schenkung fand ein großformatiges Ansichtenwerk aus dem Jahr 1833 über das damals noch romantisch-verschlafene Städtchen Dieppe in der Normandie, bevor es sich zum mondänen Seebad entwickelte. Die bezaubernden Illustrationen schuf der bekannte französische Lithograf Victor Adam (1801 – 1866). Zur Steigerung des Absatzes wurde das Werk nicht nur am Erscheinungsort Paris, sondern auch in London sowie in Augsburg von dem Kunstverlag des aus dem Trentino eingewanderten Santo Tessari (1759 – 1842) vertrieben.
Weiter fortgesetzt werden konnte zudem die Ergänzung der weltweit einmaligen Sammlung der Bibliothek an Werken des Jugendschriftstellers Christoph von Schmid (1768 – 1854) und damit die Förderung eines laufenden Dissertationsprojekts zu diesem überaus erfolgreichen Autor. Einige der von der ‚Initiative‘ neu erworbenen Ausgaben konnten bereits 2023 im Rahmen der Ausstellung „200 Jahre Rosa von Tannenburg und Das Blumenkörbchen“ gezeigt werden.
Über die unerwartete Bescherung mitten im Sommer zeigte sich Bibliotheksleiter Dr. Karl-Georg Pfändtner positiv überrascht und höchst erfreut: „Unser Freundeskreis ist einfach eine wichtige dauerhafte Unterstützung für unser Haus, sowohl finanziell wie auch durch die Leidenschaft und Fachkenntnis, mit der wir nun wieder bedacht wurden.“

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Presseerklärung zum Herunterladen (PDF)

Die Initiative beteiligt sich wissenschaftlich und finanziell an folgender Ausstellung:

 

Reichsstädtische Macht in Kupfer

Die Augsburger Stadtpflegerporträts 1548 bis 1806

Eine Ausstellung der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg in Kooperation mit den Kunstsammlungen & Museen Augsburg

12. Juni bis 22. September 2024 im Grafischen Kabinett der Kunstsammlungen & Museen Augsburg

 

Reichsstädtische Macht in Kupfer. Die Augsburger Stadtpfleger 1548 bis 1806

Vor genau 400 Jahren, rechtzeitig zum 1624 erfolgten Abschluss der Ausstattung des 1620 von Elias Holl fertiggestellten Rathauses, erschien im Frühjahr die erste Bilderserie der Augsburger Stadtpfleger. In einem dünnen Heftchen, im Verlag und auf Kosten des bedeutenden Augsburger Kupferstechers Lucas Kilian herausgegeben, wurden die seit 1548 amtierenden Stadtpfleger mit aufwändigen Porträts und Kurzbiografien vorgestellt. Das damalige Amt des Stadtpflegers entspricht dem eines heutigen Oberbürgermeisters.

Die virtuelle, in Kupfer gestochene Bildergalerie der die Geschicke Augsburgs lenkenden Persönlichkeiten wurde mehrfach neu herausgegeben und entwickelte sich seit der Ausgabe von 1657 zu einer Art Sammelalbum. Bis zum Ende der Reichsstadt wurden ihm immer wieder Bildnisse der jeweils neu gewählten Stadtpfleger beigefügt. Insgesamt handelt es sich um 43 Porträts.

Das höchst anspruchsvolle kunst- und stadtgeschichtliche Werk präsentiert sich gleichermaßen als ein Kaleidoskop der in dieser Zeit maßgeblichen und international anerkannten Augsburger Kupferstecher. Neben den Mitgliedern der Familie Kilian wirkten über die Jahre Elias Hainzelmann, die Gebrüder Klauber und andere mit.

Reichsstädtische Macht in Kupfer präsentiert alle Porträts sowie die Mehrzahl der Buchausgaben dieser Sammlung, die bisher einzige nachweisbare gezeichnete Vorlage sowie mehrere originale Kupferplatten.

Die Ausstellung ist eine Kooperation der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg mit den Kunstsammlungen & Museen Augsburg. In der Bibliotheksreihe Cimeliensaal wird ein begleitender Band erscheinen.

Herzliche Einladung zur Eröffnung an alle Interessierte am Dienstag, 11. Juni 2024, um 18 Uhr, im Rokoko-Festsaal des Schaezlerpalais, Maximilianstraße 46, 86150 Augsburg!
Eine Anmeldung zur Eröffnung ist nicht erforderlich. Der Prunksaal kann barrierefrei erreicht werden.

Grafisches Kabinett 


Maximilianstraße 48
D-86150 Augsburg
T +49 (0) 821 3 24 41 02

Zur Ausstellungsseite der Städtischen Kunstsammlungen

Kupferstich (SuStBA, Aug 1943 etc.)
Originale Kupferplatte (SuStBA, Graph 80/1,21)