24.04.2012
Vortragsreihe zum Jubiläum 475 Jahre Stadtbibliothek Augsburg, 1537–2012
Vortrag von Prof. Dr. Rolf Kießling

Kirchenordnung, Schulorganisation und Bibliotheksgründung – 1537 als Epochenjahr der Augsburger Geschichte

Das Jahr 1537 ist nicht nur das Gründungsjahr der Stadtbibliothek, sondern ein wichtiges Datum in der Geschichte Augsburgs überhaupt: Mit dem Beschluss des Großen Rates, ausschließlich den reformatorischen Gottesdienst zuzulassen und die anders denkenden Stifte und Klöster ins Exil zu zwingen, wurde Augsburg (fast) rein evangelisch.

Das hatte eine ganze Reihe von Konsequenzen: Zum einen konzipierte man eine Kirchenordnung, angereichert durch eine Zucht- und Policeyordnung. Zum anderen wurde das Bildungswesen neu gestaltet und der Rat übernahm die Aufsicht über das gesamte Schulwesen. Und zum dritten schritt man zur Gründung einer städtischen Bibliothek – denn das gesammelte Wissen sollte die geistigen Grundlagen für das städtische Gemeinwesen bereitstellen. Dahinter zeichnet sich ein neues Konzept des Selbstverständnisses von den Aufgaben einer Stadt ab.

Prof. Dr. Rolf Kießling war von 1994 – 2006 Inhaber des Lehrstuhls für Bayerische und Schwäbische Landesgeschichte an der Universität Augsburg. Er ist ordentliches Mitglied der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften sowie 1. Vorsitzender der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft. Schwerpunkte seiner zahlreichen Veröffentlichungen sind die Stadt Augsburg im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit, die schwäbischen Reichsstädte und ihre Beziehungen zu ihrem Umland und das Landjudentum in Bayerisch-Schwaben.