08.07.2014
Vortrag von Edith Seidl M.A. (Augsburg)
Der Augsburger Arzt Joseph von Ahorner (1764–1839) – Ein Zeuge des Epochenwandels um 1800
Aus Anlass des 250. Geburtstages Joseph von Ahorners stellt der Vortrag eine Persönlichkeit vor, die zwar kein namhaftes Oeuvre hinterließ, aber dennoch bis heute untrennbar mit der Geschichte der Stadt Augsburg verbunden ist.
Die Säkularisation ab 1802/03, die dem katholischen Arzt einen wichtigen Teil seiner Patientenschaft nahm, und die Mediatisierung der Reichsstadt Augsburg 1806, durch die er seine Ämter im städtischen Medizinalwesen verlor, lehnte er auch aus innerer Überzeugung entschieden ab. Der neuen bayerischen Herrschaft stand er deshalb kritisch gegenüber. Sein Bemühen zielte darauf ab, dem sich abzeichnenden, von der Regierung Montgelas durchaus gewollten Traditionsverlust entgegenzuwirken. So nahm er das Archiv des reichsstädtischen Collegium Medicum an sich und rettete es dadurch vor dem Untergang. Große Teile seiner umfangreichen Sammlungen und seines schriftlichen Nachlasses gelangten später in den Besitz des Historischen bzw. Naturhistorischen (jetzt: Naturwissenschaftlichen) Vereins für Schwaben und befinden sich heute in der Staats- und Stadtbibliothek, im Stadtarchiv sowie den Kunstsammlungen und Museen Augsburg. Diese reiche Überlieferung ermöglicht es, das Leben Ahorners exemplarisch für eine Persönlichkeit seiner Epoche nachzuzeichnen.
Edith Seidl M.A. studierte an der Universität Augsburg die Fächer Neuere und Neueste Geschichte, Bayerische und Schwäbische Landesgeschichte sowie Neuere Deutsche Literaturwissenschaft. In ihrer Magisterarbeit beschäftigte sie sich mit den Erinnerungen Joseph von Ahorners an seine Tätigkeit am Hof des letzten Augsburger Fürstbischofs Clemens Wenzeslaus von Sachsen. Seitdem arbeitet sie weiterhin zu Themen der Augsburger Geschichte, vorwiegend aus der Zeit um 1800, so über den Schmetterlingsforscher Jacob Hübner, den Bistumshistoriker P. Placidus Braun und den Antiquar und Publizisten Georg Wilhelm Zapf.