24. 10.2017
Buchpräsentation durch die Autorin Dr. Heidrun Lange-Krach (München)
Das Gebetbuch Kaiser Maximilians I. Meisterhafte Zeichnungen der deutschen Renaissance
Das reich mit Federzeichnungen ausgestattete Exemplar des Gebetbuchs Kaiser Maximilians I. gehört zu den berühmtesten Werken der europäischen Kunst. Es enthält an den Rändern der Blätter mit Initialen zarte Federzeichnungen in bunter Tinte von den größten deutschen Renaissance-Künstlern: Von 1515 bis zum Tod des Kaisers 1519 waren Albrecht Dürer, Lucas Cranach d.Ä., Albrecht Altdorfer, Hans Burgkmair d.Ä., Hans Baldung gen. Grien und Jörg Breu d.Ä. mit dem Dekor der Blattränder beschäftigt.
Als sog. Prachtausgabe, was Format und Schrifttype anbelangt, wurde das Gebetbuch Kaiser Maximilians I. zum Jahreswechsel 1513/14 bei Johannes Schönsperger in Augsburg zunächst in einer Auflage von zehn Stück (probe‑)gedruckt. Nur eines dieser Exemplare wurde mit Randzeichnungen von Dürer, Altdorfer, Cranach u.a. ausgestattet und zählt heute zu den berühmtesten Werken der europäischen Kunst. Im Laufe seiner Geschichte wurde das Buch geteilt. Ein Teil wird in München, der andere in Besançon verwahrt. Die Kunstbuch-Edition gibt dieses außergewöhnliche Meisterwerk vollständig und in bester Bildqualität wieder. Der Bildband führt erstmals alle Seiten des zweigeteilten Gebetbuchs in Originalgröße und ‑bestand sowie in ihrer ursprünglichen Reihenfolge wieder zusammen.
Die Kunsthistorikerin Dr. Heidrun Lange-Krach, die als Autorin gewonnen werden konnte, hat sich intensiv mit dem Gebetbuch Kaiser Maximilians I. beschäftigt. Ihre interessanten Ergebnisse werden im Kommentarband der Edition erstmals in einer gut lesbaren Zusammenschau veröffentlicht. Hier werden die Hintergründe der Entstehung dieses einzigartigen Werks und die Geheimnisse seiner reichen und zum Teil exotischen Bildwelt entschlüsselt. Der Humanist und Augsburger Stadtschreiber Konrad Peutinger dürfte für die Auswahl der Künstler zuständig gewesen sein. Dürer, Altdorfer und Burgkmair gehörten freilich ohnehin zu den von Maximilian bevorzugten Künstlern. Die Zeichnungen im Gebetbuch selbst lassen erkennen, dass Dürer und Altdorfer als Erste an den Randillustrationen arbeiteten und ihren Anteil fertigstellen konnten. Ebenso hat Cranach seine Arbeiten abgeschlossen, während die Zeichnungen von Burgkmair, Baldung und Breu vielfach skizzenhaft geblieben sind. Das mit Federzeichnungen ausgestattete Exemplar scheint eine 1513 gedruckte „Korrekturfahne“ zu sein, die längst überholt war und deshalb an verschiedene Künstler zur Illustration der Ränder gegeben wurde. Das Gebetbuch ist als ein nicht vollendetes Gedächtnis-Projekt des Kaisers zu begreifen und war zu dessen liturgischer Memoria für die Kleriker des St.-Georgs-Ritterordens bestimmt. Diese Fragen werden im Textband behandelt. Die deutsche Übersetzung des Gebetbuch-Textes erledigte Peter Diemer, Henry Ferreira-Lopes und Claudia Fabian trugen Vorworte bei.
Das Gebetbuch Kaiser Maximilians I. | Kunstbuch-Edition im Quaternio Verlag Luzern | zwei Leinenbände, 248 Seiten und 148 Seiten, 32,5 × 22 cm im Schmuckschuber
978-3-905924-57-2 | Subskriptionspreis 148 EUR | ab 01.01.2018 178 EUR
Am Präsentationsabend kann die Edition zum Subskriptionspreis erworben werden, hier mit der kostenlosen Zugabe des Faksimiles eines für Maximilian I. angefertigten Musterblatts. Dem Kaiser wurde dieses Blatt mit einem Holzschnitt von Hans Burgkmair d.Ä. vorgelegt, damit er das Layout und verschiedene Schrifttypen für seine fiktive Autobiographie Weißkunig auswählen konnte