07.02.2012
Vortrag von Dr. Hans-Jörg Künast

Von der Meerjungfrau Melusine: Erfolgsgeschichte eines Romans vom 14.–19. Jahrhundert

Der „Melusine“-Roman gehört zu den populärsten Lesestoffen in ganz Europa vom ausgehenden Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert. Das zentrale Thema des Romans ist ein Tabu und sein Bruch. Die ältesten Erzählungen um den Sagenkern der scheiternden Verbindung einer Fee mit einem jungen Adeligen sind seit dem 12. Jahrhundert überliefert.

Erste Textfassungen entstanden für den französischen Hochadel am Ende des 14. Jahrhunderts. Eine dieser französischen Vorlagen wurde 1456 von dem Berner Patrizier Thüring von Ringoltingen ins Deutsche übersetzt und bearbeitet. Erstmals gedruckt wurde die deutsche Bearbeitung fast gleichzeitig in Augsburg und Basel um das Jahr 1473/74. Aus den folgenden 400 Jahren sind noch 70 Ausgaben nachweisbar. Es dürfte jedoch noch zahlreiche weitere Auflagen gegeben haben.

Im Vortrag wird diese lange Überlieferungsgeschichte vorgestellt. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, wie haben die Textbearbeiter, Drucker und Buchillustratoren den Roman bearbeitet, damit er für das Lesepublikum verständlich und interessant blieb. Besonders im 15. und 16. Jahrhundert haben einige Augsburger Drucker und Verleger eine wichtige Rolle bei der Popularisierung der „Melusine“ gespielt.

Dr. Hans-Jörg Künast studierte Geschichte und Politikwissenschaft in Augsburg und Würzburg. Er promovierte zur Geschichte des Augsburger Buchdrucks und -handels zwischen 1468 und 1555. Seine Forschungsschwerpunkte sind Bibliotheksgeschichte, Druck- und Buchhandelsgeschichte im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit.