25.06.2015
Vortrag von Prof. Dr. Franz Körndle (Augsburg)
Orgelzentrum Reichsstadt Augsburg. Die älteste Orgel Süddeutschlands in historischen Dokumenten
Im Jahr 1609 errichtete der Orgelbauer Marx Günzer (1579‒1628) in der Augsburger Barfüßerkirche ein neues Orgelwerk. Man kann dieses Instrument als Ausdruck protestantischen Bürgerstolzes verstehen, war doch eine Vielzahl der Orgeln in den katholischen Kirchen der Stadt von den Fuggern mit großem Aufwand finanziert worden, sogar die berühmte Orgel in St. Anna gehörte der Familie.
Einträge in Chroniken dokumentieren das Ereignis ebenso wie auch die weitere Entwicklung des Orgelgebrauchs in Evangelisch Heilig Kreuz und auch St. Anna und weisen auf eine progressive Haltung Augsburgs als Orgelzentrum in der Zeit um 1600. Da die Barfüßerkirche zum Jubiläum des Augsburger Religionsfriedens 1755 eine neue Großorgel in Auftrag gab, wurde das Günzer-Instrument nach Gabelbach verkauft, wo es als heute älteste noch existierende Kirchenorgel Süddeutschlands derzeit restauriert wird. Die Arbeiten werden 2015 zum Abschluss kommen und die einzigartige Möglichkeit bieten, Augsburger Orgelkunst im Klang von 1609 wieder erleben zu können.
Die Staats- und Stadtbibliothek Augsburg bewahrt nicht nur Dokumente zur Geschichte der Orgel auf, sondern auch Kupferstiche aus dem 18. Jahrhundert mit Darstellungen des Instruments im damaligen Kirchenraum. Die Dokumente wie auch die großformatigen Abbildungen werden beim Vortrag ebenso zu sehen sein wie Noten von Orgelmusik aus der Entstehungszeit.
Prof. Dr. Franz Körndle ist Professor für Musikwissenschaft an der Universität Augsburg. Publikationen zu Kirchenmusik, Jesuitendrama, Tasteninstrumente des 18. und 19. Jahrhunderts, Liedästhetik sowie Landesgeschichte.